Direktorin und Trainer verlassen den Schweizer Frauenfussball. Zeitgleich warten neue, grosse Aufgaben auf das Nationalteam und den gesamten Sport. Ein Blick nach vorn zeigt uns eine spannende und vielversprechende Zukunft – mit dem Traum einer möglichen Heim-EM.
Abflug mit erfüllten Erwartungen im Gepäck
Im August wurde bekannt, dass Tatjana Hänni ihre Stelle als Direktorin Frauenfussball des SFV per Ende 2022 abgibt. Keine Woche später steht fest: Nati-Trainer Nils Nielsen und Assistenztrainerin Marisa Wunderlin tuen es ihr gleich. Tatjana Hänni belegt ihre Position seit rund vier Jahren, wobei sie von Beginn an das Zepter übernahm und mit viel Engagement den Sport für die Frauen und Mädchen in der Schweiz förderte. Auch Nielsen setzte sich für Chancengleichheit ein.


Die Abgänge besagter Führungskräfte auf und neben dem Platz haben diverse Auslöser. Nach der erfolgreichen Qualifikation und Teilnahme an der EM 2022 sind es für Nielsen familiäre Gründe. Währenddessen klettert Hänni die Karriereleiter weiter hoch. Für die Bernerin geht es nach Amerika, wo sie die einmalige Chance als Sportdirektorin der Frauenliga in den USA ergreift.
Ein grosses Fest würde warten
Vorerst aber geht der Schweizer Frauenfussball seinen Weg noch mit gewohnten Gesichtern. Bereits am 11. Oktober steht das entscheidende WM-Barragespiel auf dem Programm. Ein Sieg ist dort Pflicht für die Teilnahme beim nächsten Grossanlass, der nächsten Möglichkeit, sich auf der Weltbühne zu präsentieren.
Zeitgleich kandidiert der SFV als Gastgeberland der EM 2025. Dies allerdings ist ein Projekt, dass den Fussball bis nach der Weggabelung und folglich mit neuen Leadern beschäftigen wird: Im Januar sagt die UEFA einem von fünf Kandidaten zu. Ein positives Feedback an die Schweiz öffnet dem Frauenfussball brandneue Türen. Denn so wäre der Sport dank der Planung des Events dreieinhalb Jahre lang konstant ein Thema, woraus Beachtung sowie Mit-, Um- und Weiterdenken resultieren. Also das, was es für Fortschritt braucht.

Gelassen unter Zeitdruck
Von auf bis neben dem Platz: Die gesamte nationale Frauenfussballwelt spricht stets von dem «benötigten Fortschritt». Einerseits geht es dabei um den Anschluss an den Rest der Welt. An Länder, die schnellere Entwicklungen durchlaufen als die Schweiz und liga- oder natitechnisch einen Vorsprung haben. Dort mitzumischen, also WM’s und EM’s sowie auch Champions League zu spielen, ist wichtig, um Erfolg zu haben.

Andererseits will man Fortschritte machen und Möglichkeiten generieren. So, dass ein kleines Mädchen vom Profifussballerinnendasein träumen kann. Bezüglich dieses Themas spricht Hänni vom TGV, der fährt – also vom Anschluss, den die Schweiz erwischen muss. Die Direktorin liegt nicht falsch: Die Zeit drängt. Allerdings hat auch Nielsen Recht, wenn er meint: «In der Schweiz gibt es immer wieder neue Zugverbindungen. Da muss man nur eine andere nehmen.»