Rot-Weiss-Roter Frauenfussball

RUNDSCHAU

Die ersten Annäherungsversuche unternahm man in Österreich etwa gleichzeitig wie in der Schweiz. Allerdings war der Initiant in Wien 1924 überraschenderweise eine Zeitung: „Der Montag“ fungierte als treibende Kraft und sorgte für Trainings, männliche Betreuer, Infrastruktur sowie Berichterstattung – wertvolle Unterstützung also. Die 160 Teilnehmerinnen mussten lediglich die Ausrüstung selbst mitbringen.

Ein heute je nach Ansicht trendiges Haarband war 1924 Pflicht. (puls24.at)

Nach viel medialer Aufmerksamkeit und zwei öffentlichen Spielen erlahmte das Interesse und die Ausübung des Sports neigte sich dem Ende zu. Daraufhin folgte derselbe gesellschaftliche Widerstand, wie ihn die Schweiz erfahren hat. Die Männerwelt verwies auf medizinische und moralische Sachverhalte, wonach der Frauenfussball «in Frauen ihre animalische Seite zum Vorschein bringt und bei männlichen Beobachtern unsittliche Lust auslöst».

Nazi hindert Nati

Der zweite Anlauf war erfolgreich: Die Damen Fussballunion entstand und neu gegründete Vereine trugen im Jahr 1936 die erste Meisterschaft aus – 33 Jahre vor der Schweiz. Mit 3000 Zuschauern bei einem Spiel war Interesse da, aber die Unterstützung des österreichischen Fussballverbands blieb aus. Ein absolutes Spielverbot für Frauen kam mit den Nazis und die negative Haltung gegenüber diesem Sport hielt sich bis in die 1970er-Jahre.

Gemeinsam Sport? Ja! Fussball? Nein! (Deutsches Bundesarchiv)

Das Verbot warf Österreich insbesondere im internationalen Wettbewerb zurück. Aktive Clubs standen seit Beginn stets im Austausch mit dem Ausland. Eine eigene Nationalmannschaft etablierte sich erst im Jahr 1990. Dabei ging es im ersten Spiel gegen die damals zwanzig Jahre alte Nati der Schweiz – und endete in einer 5:1-Klatsche für Rot-Weiss-Rot.

Und das läuft heute

An Europameisterschaften hält Österreich (FIFA-Ranking #18, Stand März 2023) gut mit: Bei der erstmaligen Qualifikation im Jahr 2017 kam es gleich bis ins Halbfinale. An der EM 2022 ging es bis ins Viertelfinale, wo man am Turnier-Zweiten Deutschland mit 0:2 scheiterte. Eine WM-Teilnahme blieb bis jetzt aus, in den Play-offs für die Endrunde 2023 scheiterte Österreich an Schottland.

Nationalspielerinnen sind viel in Deutschland und vereinzelt in Italien oder England tätig. In der heimischen Liga dominiert vor allem SKN St. Pölten, wobei pro Saison ein oder zwei Teams in der Champions League spielen, ohne grosse Ausrufezeichen zu setzen.

Die Profis in Österreich können nicht vom Fussball leben, ähnlich wie in der Schweiz. Männer- und Frauenabteilungen spannen selten zusammen. Ein Ansatz, der bei uns häufiger ist und Früchte trägt. Auf nationaler Ebene gibt es Projekte wie «Real Girls Play Soccer», aber es fehlt an umfangreichem Investment. Eine verhältnismässig tiefe Spielerinnenanzahl scheitert an fehlenden Möglichkeiten im Junorinnenbereich, namentlich Teams und Infrastruktur.

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