Die Weltmeisterschaft rückt in grossen Schritten näher und allmählich konkretisieren sich die letzten Vorbereitungen. Darunter auch die Bekanntgabe der Prämiengelder. Lediglich Kleinigkeiten wie TV-Übertragungsrechte zögern sich noch etwas hinaus.
Grosse Schritte nach vorn
Grosse Schritte macht die Fifa in finanzieller Hinsicht. Von 30 Millionen US-Dollar bei der letzten WM 2019 stockt sie die Prämien auf und wirft deren 110 Millionen in den Topf. Diese Summe wird auf die teilnehmenden Spielerinnen und Verbände verteilt.
Bei 32 teilnehmenden Nationen winken den Fussballerinnen 30‘000 Dollar allein fürs Dabeisein. Der Bonus erhöht sich mit jeder überstandenen Runde: Von 60 Tausend im Achtel- und 90 Tausend im Viertelfinal bis zu 270‘000 Dollar für die Weltmeisterinnen. Und: Der Gewinnerverband freut sich über einen Zustupf von weiteren vier Millionen.

Dieses Investment ist ein historischer Schritt und soll laut Fifa-Präsident Gianni Infantino den Weg in Richtung Prämien-Gleichberechtigung ebnen, der an den Endrunden 2026 (Männer) und 2027 (Frauen) enden soll. Da in Katar 440 Millionen Dollar verteilt wurden, müssen sich die beiden Summen dafür gehörig entgegenkommen. Oder der eine Wert um das Vierfache in die Höhe springen.
Spielerinnen setzen sich ein
Es war März, als Infantino die Prämienerhöhung für die Frauen bekannt gab. Eine treibende Kraft dahinter waren die Anregungen der Spielervereinigung Fifpro gewesen. In Form eines Briefs wandten sich 150 Spielerinnen aus 25 Nationalteams im letzten Oktober an die Fifa, worin das Kollektiv unter anderem die Notwendigkeit für einheitliche Preisgelder unterstrich.
Andere Sportarten wie Tennis oder Ski Alpin entlöhnen mehrheitlich – mit Ausnahmen von einigen Prestige-Wettkämpfen – beide Geschlechter gleich. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, im Radsport ergattern die Frauen stets deutlich weniger. Besonders im Kommerzgeschäft Fussball würde der angekündigte Schritt einiges verändern.
Ein immenser Rückschritt
Damit die Europäer den bevorstehenden Höhepunkt in vollen Zügen geniessen können, fehlt noch ein letzter Schritt. Den fünf Fussballriesen Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und England fehlen die Rechte zur TV-Übertragung des Turniers. Brasilien, die USA und die Schweiz haben diese Verträge bereits im Trockenen. Immerhin endete die Frist für die Vergabe bereits im Februar.
Woran liegt das? Der Sport boomt, lockt mehr Zuschauer als je zuvor an und beim grössten Event auf der internationalen Bühne hapert es?

Natürlich gibt es dafür Gründe: Im Grundsatz entfachten sich Diskussionen, da der Weltverband die Rechte erstmals abgekoppelt von der Männer-WM und nicht im Gesamtpaket verhandelt.
Die Fifa forderte Summen, die die TV-Sender nicht bereit waren zu bezahlen. «Die Angebote der Sender sind enttäuschend und nicht akzeptabel», lautete Infantinos Verdikt. Auf der anderen Seite hiess es: «Wir haben ein marktgerechtes Angebot platziert, das die Frauen-WM prominent ins Licht setzen würde.»
Das marktgerechte Angebot dürfte auch davon abhängen, wie die Zeitverschiebung dem europäischen Alltag nicht in die Karten spielt. Acht Stunden trennen die Schweiz von Australien, zehn sind es bis nach Neuseeland. Daraus ergeben sich Anspielzeiten von sieben, neun und zehn Uhr morgens für unsere Nati. Und das werktags. Die Fifa warnte bereits davor, dass die Zeiten eher den asiatischen Markt ansprechen.
In letzter Minute
Über Monate hinweg wurde keine Einigung getroffen. Infantino drohte mit einem «Blackout»: Anstelle eines Verkaufs der Rechte könne Fifa die Partien auf dem bezahlpflichtigen Streamingdienst «Fifa+» übertragen. Der Walliser wollte «die WM nicht unter ihrem Wert verkaufen».

36 Tage vor dem Anpfiff liegt endlich eine Entscheidung vor. Es ist das Einzige, worauf Fans, Spielerinnen und Sponsoren gehofft haben, da alles andere ein herber Rückschritt wäre. Die European Broadcasting Union (EBU) ist Vertragspartner des Weltverbands und nimmt die fünf diskutierten Märkte – Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien – in den Vertrag auf. So steht der Übertragung im öffentlichen Fernsehen nichts mehr im Weg.
Ebenso stellte das «SRF» gerade klar: Jedes einzelne Spiel wird in der Schweiz live gezeigt. Bis dahin steht als Nächstes die Kader-Bekanntgabe von Inka Grings an – und dann heisst es TV einschalten und Daumen drücken.
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