Wie Zürich einst Frauenfussball inserierte

Rekordmeister und Rekordcupsieger? Die FC Zürich Frauen (FCZ) halten beide Titel inne. Während einer langen Zeit hätte aus «Züri isch ois» gerade so gut «d Schwiiz isch ois» werden können. Heute ist die Zürcher Vorherrschaft weniger dominant, doch die Anfänge des Clubs imponieren noch immer.

24 Meistertitel und 16 Cupsiege. Das Vermächtnis Frauenfussball wurde beim Zürcher Stadtclub kontinuierlich und während mehrerer Umstrukturierungen aufgebaut. Den Grundstein für dieses Erbe legte ein Zeitungsinserat vor über fünfzig Jahren.

Anstoss in der Presse

Allerdings war der Auftakt mehr dem Zufall als einem gewollten Vorstoss in die Männerdomäne Fussball zu verdanken. Ursprünglich waren die Gründerinnen rund um die Schwestern Ursula und Trudy Moser im Leichtathletikclub Zürich aktiv – in den 1960er-Jahren die prädestinierte Sportart für Damen. Sie trainierten im Letzigrund-Stadion, zeitgleich mit den FCZ-Herren. Und die Frauen waren fasziniert vom Fussballspiel, wie sich Mitinitiantin Trudy Streit (ehem. Moser) heute erinnert.

Eines Tages rollte ein Fussball zu den Leichtathletinnen hinüber. Da ihr Trainer fehlte, fingen die Frauen an zu kicken. Die Freude am Spiel war gross, auch wenn es überhaupt (noch) nicht funktionierte.

Später erst kam Ursula Moser auf die Idee, einen Fussballclub zu gründen. Sie inserierte in der Zeitung Folgendes: «Fräuleins zwischen 9 und 99, die Fussball spielen wollen, sollen sich melden». Die Resonanz darauf war überraschend gross, 20 Damen kamen und das Zürcher Team erschien erstmals auf dem Feld.

Ein Stück Schweizer Sportgeschichte: Das langjährige und vielseitige Zürcher Engagement ebnete den Weg für Frauenfussball in der Schweiz massgeblich.

Streit erklärt: «Edi Nägeli, der damalige Präsident des FC Zürich, fand die Idee eines Frauenfussballteams ‹ganz lustig› und unterstützte uns junge Frauen. Wir durften uns ‘Damen-Fussball-Club Zürich’ (DFCZ) nennen. Allerdings waren wir weder ein offizieller Club noch dem FC Zürich unterstellt.»

Es dauerte nicht lange und der DFCZ feierte seine Matchpremiere. Zweimal ging es 1967 gegen den FC Goitschel, ein erfolgreiches Aargauer Team, das seinerseits den Weg des Schweizer Frauenfussballs mitebnete. Zweimal verloren die Zürcherinnen.

Zwei Schritte zurück, einer vorwärts

Der Erfolg kam im Jahr darauf. Im Februar 1968 fand die Vereinsgründung statt, der DFCZ war der erste Frauenfussballclub in der Schweiz. Aus heutiger Sicht ein riesiger Erfolg. Doch damals war es eine Zwangsentscheidung gewesen. Denn nun musste die Stadt dem Team einen Trainingsplatz zur Verfügung stellen. Zuvor hatten die Spielerinnen aufgrund des Platzmangels nirgendwo trainieren können.

Ein Problem blieb: Bei den Sportplätzen fehlten abschliessbare oder getrennte Garderoben. Nach intensiver Suche in der ganzen Stadt fanden die Frauen noch im selben Frühling mit dem Juchhof 3 eine Lösung. Und mit Helmar Bauer als Trainer an der Seitenlinie konnte es endlich richtig losgehen.

Doppelt aussergewöhnlich anno 1968: Frauen spielen Fussball und ein Mann ist davon überzeugt, dass sie das können. (seit1968.ch)

Unterdessen wurde Frauenfussball beliebter. Es gab mehr Spielerinnen, neue Teams und sogar Nachwuchsabteilungen. Die Frauen spielten aus verschiedenen Beweggründen. Die einen, wie beispielsweise Trudy Streit, nahmen aus Spass am Sport teil. Andere hingegen spielten aus politischer Überzeugung, um sich gegen Vorurteile und Intoleranz gegenüber ihrem Geschlecht aufzulehnen.

Die Zunahme an Frauenteams ermöglichte 1970 die Gründung der offiziellen Schweizerischen Damenfussball-Liga. Ein Jahr später stellte der Schweizerische Fussballverband neu die Regelung auf, dass jedes Frauenteam direkt an einen Männerverein angeschlossen sei. Der DFCZ war gezwungen, seine Eigenständigkeit aufzugeben.

Ein Sport fasst Fuss

Das führte zu Diskussionen innerhalb der Führung über die Ausrichtung des Clubs. Schliesslich löste sich der DFCZ auf und der SV Seebach entstand. Zeitgleich entwickelte sich der Frauenfussball in grossen Schritten weiter. Es ging nicht mehr nur ums Spielen, der Fokus lag auf dem Gewinnen.

Das war beim SV Seebach gleich. Daher gewannen die Trainings unter Bruno Streit, Trudy Streits späterem Ehemann, an Intensität. Er hatte die J+S-Ausbildung vorzuweisen und legte Wert auf Kondition – ein Novum. In der Folge etablierte sich der SV Seebach als eines der führenden Teams in der Schweiz. Das hatte auch internationale Folgen, wie der Exkurs «Der SV Seebach in Taiwan» zeigt.

Der SV Seebach errang bis 2005 zwölf Meistertitel und sieben Cupsiege. Von da an hiess das Team drei Jahre lang «FFC Zürich Seebach», bis es sich 2008 dem FC Zürich anschloss und seither «FC Zürich Frauen» heisst. So fanden die Rekordmeisterinnen ihren Weg wieder dahin zurück, wo mit dem ersten offiziellen Frauenfussballclub der Schweiz die ganze Geschichte begonnen hatte.

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